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Klima stabilisieren
Zu dem vom Menschen verursachten Klimawandel werden wahrscheinlich ein Anstieg der globalen Oberflächentemperatur sowie zunehmende Temperaturextreme und katastrophale Unwetter gehören, die Landwirtschaft und Biodiversität, Niederschläge und Süßwasser, die Höhe des Meeresspiegels, die Ausbreitung von Krankheitsüberträgern
nachteilig beeinflussen.Betroffene Menschen und Lebensgrundlagen: Der Klimawandel betrifft die gesamte Weltbevölkerung, besonders in Küstengebieten und weniger entwickelten Ländern.
Die Oberflächentemperatur der Erde ist im 100-jährigen linearen Trend (1906-2005) bereits um 0,74
[0,56 bis 0,92 °C] angestiegen ( 2007, 1). Zehn der letzten zwölf Jahre (1996-2007) gehören zu den zwölf wärmsten Jahren seit der Aufzeichnung der Erdoberflächentemperatur mit Meßgeräten (seit 1850; 2008, 4). Der Meeresspiegel ist im 20. Jahrhundert um 0,17 [0,12 bis 0,22 m] angestiegen (IPCC 2007a, 7). Die Ausdehnung des arktischen Meereises ist pro Jahrzehnt um 2,7 % [2,1 bis 3,3 %] geschrumpft, was seit 1978 mittels Satelliten beobachtet wurde (IPCC 2007, 1). Mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 66 % hat die von Dürre bedrohte Fläche seit den 1970er Jahren zugenommen, sind Hitzewellen und schwere Niederschlagsereignisse in den meisten Gegenden häufiger geworden, und das Auftreten von wetterbedingt extrem hohem Meeresspiegel hat weltweit zugenommen. In terrestrischen Ökosystemen hängen – mit sehr hohem Vertrauen – ein früheres Eintreten von Frühjahrsereignissen und Verschiebungen der geografischen Verbreitungsgebiete von Pflanzen- und Tierarten polwärts und in höhere Lagen mit der jüngsten Erwärmung zusammen. (IPCC 2007, 2.)Der größte Teil des Anstiegs der globalen Temperatur seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist – mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 90 % – durch den vom Menschen herbeigeführten Anstieg der Konzentrationen an Treibhausgasen verursacht (IPCC 2007, 6). Es besteht sehr hohes Vertrauen darin, dass der Nettoeffekt menschlicher Aktivitäten seit 1750 in einer Erwärmung besteht. Eine Zunahme von Treibhausgasen tendiert dazu, die Erdoberfläche zu erwärmen, während zunehmende Aerosole (Schwebstoffe) in Richtung einer Abkühlung wirken. Der Nettoeffekt ist eine Erwärmung (+1,6
Die globalen atmosphärischen Konzentrationen von wichtigen Treibhausgasen – Kohlendioxid, Methan und Lachgas (Distickstoffoxid) – sind als Folge menschlicher Aktivitäten seit 1750 markant gestiegen und übertreffen heute die vorindustriellen Werte bei weitem. Die weltweiten Emissionen von Treibhausgasen sind aufgrund menschlicher Aktivitäten seit der vorindustriellen Zeit angestiegen. Von 1970 bis 2004 sind die Emissionen von 28,7 CO2-Äquivalente auf 49,0 Mia. t gestiegen. Kohlendioxid (CO2) ist das wichtigste Treibhausgas, mit einem Anteil an den Treibhausgasemissionen von 56,6 % aufgrund von fossilen Brennstoffen und von 17,3 % aufgrund von Entwaldung und des Abbaus von Biomasse. Der Anteil von Methan (CH4) liegt bei 14,3 %, der von Lachgas (N2O) bei 7,9 %. Die Lebensdauer von CO2 in der Atmosphäre beträgt 50-200 Jahre. Die Bereiche mit dem größten Anteil an den weltweiten Treibhausgasemissionen sind die Energieversorgung (25,9 %), die Industrie (19,4 %), Entwaldung und Forstwirtschaft (17,4 %), Landwirtschaft (13,5 %) sowie Verkehr (13,1 %). (IPCC 2007, 5 )
Bei den derzeitigen Klimaschutzpolitiken und den damit verbundenen Maßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung werden die globalen Emissionen von Treibhausgasen über die nächsten Jahrzehnte weiterhin zunehmen. Das würde eine weitere Erwärmung verursachen und viele Änderungen im globalen Klimasystem bewirken. Für die kommenden zwei Jahrzehnte wird für eine Reihe von Emissionsszenarios eine globale Erwärmung von etwa 0,2 °C pro Jahrzehnt hochgerechnet. Anschließend hängen Temperaturprojektionen zunehmend von spezifischen Emissionsszenarios ab, wie Tabelle 1 zeigt. (IPCC 2007, 8.)
IPCC-TAR-Szenarios (ohne Klimapolitiken über dem gegenwärtigen Niveau) |
Konzentration an CO2-Äquivalenten (2090-99; Treibhausgase und Aerosole) |
Temperaturänderung (2090-99 gegenüber 1980-99) |
Meeresspiegelanstieg (2090-99 gegenüber 1980-99) |
---|---|---|---|
B1 (globale Nachhaltigkeit) | 600 | +1,8 °C [1,1-2,9 °C] | 0,18-0,38 m |
A1T ( | + nicht-fossile Energie)700 ppm | +2,4 °C [1,4-3,8 °C] | 0,20-0,45 m |
B2 (lokale Nachhaltigkeit) | 800 ppm | +2,4 °C [1,4-3,8 °C] | 0,20-0,43 m |
A1B (business as usual + Balance fossil/nicht-fossil) | 850 ppm | +2,8 °C [1,7-4,4 °C] | 0,21-0,48 m |
A2 (regionale Zersplitterung) | 1250 ppm | +3,4 °C [2,0-5,4 °C] | 0,23-0,51 m |
A1Fl (business as usual + fossile Energie) | 1550 ppm | +4,0 °C [2,4-6,4 °C] | 0,26-0,59 m |
Die Daten zum Anstieg des Meeresspiegels beziehen Rückkopplungen im Klima-Kohlenstoffkreislauf und Änderungen des Eisschildflusses, die beide zunehmen könnten, nicht vollständig ein. (IPCC 2007, 10.) Die Wärmeausdehnung der Meere würde sich für viele Jahrhunderte fortsetzen, auch nach einer Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen (IPCC 2007, 28).
Der Klimawandel wird für alle globalen Regionen negative Folgen haben (IPCC 2007, 10-15). Eine globale Erwärmung von mehr als 1,5-2,5 °C (0,15-0,25 °C pro Jahrzehnt) könnte erhebliche Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Wasser, auf Nahrungsmittel, Gesundheit, Ökosysteme und Küstengebiete haben (IPCC 2007, 12). Darüber hinaus könnte die anthropogene Erwärmung zu einigen Auswirkungen führen, die abrupt oder irreversibel sind, je nach Geschwindigkeit und Ausmaß des Klimawandels. Ein partielles Abschmelzen von Eisschilden auf polaren Landmassen könnte mehrere Meter Meeresspiegelanstieg, erhebliche Änderungen von Küstenstrukturen sowie Überschwemmungen tief liegender Gebiete nach sich ziehen, wobei die Auswirkungen in Flussdeltas und tief liegenden Inseln am größten wären. Es besteht mittleres Vertrauen darin, dass für etwa 20-30 % der bisher untersuchten Arten wahrscheinlich ein erhöhtes Risiko auszusterben vorliegen wird, falls die Zunahmen der mittleren globalen Erwärmung 1,5-2,5 °C (gegenüber 1980-1990) überschreiten. Für eine globale mittlere Erwärmung von über etwa 3,5 °C deuten die Modellprojektionen auf ein signifikantes Artensterben (40-70 % der untersuchten Arten) weltweit hin. (IPCC 2007, 18.) Eine globale Erwärmung von mehr als 1,5-2,5 °C zu vermeiden würde eine Stabilisierung der Treibhausgasemissionen bis spätestens 2015 erfordern, wie Tabelle 2 zeigt.
Kategorie | Konzentration an CO2-Äquivalenten bei Stabilisierung einschl. THGs und Aerosole (2005 = 375 ppm) | Jahr maximaler CO2-Emissionen | Änderung globaler CO2-Emissionen 2050 (% der Emissionen 2000) | Anstieg der mittleren globalen Temperatur über vorindustrielle Werte (bei Gleichgewichtszustand, gemäß "bestmöglicher Schätzung" der Klimasensitivität) | Anstieg des mittleren globalen Meeresspiegels über vorindustrielle Werte (bei Gleichgewichtszustand, nur durch Wärmeausdehnung) | Anzahl bewerteter Szenarios |
---|---|---|---|---|---|---|
ppm | Jahr | % | °C | Meter | ||
I | 445-490 | 2000-2015 | -85 bis -50 | 2,0-2,4 | 0,4-1,4 | 6 |
II | 490-535 | 2000-2020 | -60 bis -30 | 2,4-2,8 | 0,5-1,7 | 18 |
III | 535-590 | 2010-2030 | -30 bis +5 | 2,8-3,2 | 0,6-1,9 | 21 |
IV | 590-710 | 2020-2060 | +10 bis +60 | 3,2-4,0 | 0,6-2,4 | 118 |
V | 710-855 | 2050-2080 | +25 bis +85 | 4,0-4,9 | 0,8-2,9 | 9 |
VI | 855-1130 | 2060-2090 | +90 bis +140 | 4,9-6,1 | 1,0-3,7 | 5 |
Eine Begrenzung des Klimawandels kann anderen Anliegen wie einer Verringerung der Umweltverschmutzung und dem Erhalt der Biodiversität zugutekommen. Eine Stabilisierung bei 450 ppm CO2-Äq führt zu einer Verringerung des Ausstoßes an Schwefeloxiden (SOx) im Bereich von 20-30 %, und 30-40 % bei Stickoxiden (NOx). (
Die wirtschaftlichen Kosten von mit dem Klimawandel verbundenen Katastrophen haben 2005 83 Mia. erreicht (versicherte Verluste durch tropische Wirbelstürme im Nordatalantik; Munich Re 2006, 4, 7 und 13). Dem Bericht von Sir Nicholas Stern zufolge neigen die meisten früheren Untersuchungen zu den Kosten des Klimawandels dazu, einige der am meisten ungewissen, aber möglicherweise schädlichsten Auswirkungen nicht einzubeziehen (Stern 2006, 143). Unter deren Berücksichtigung könnte der Klimawandel Risiken einer erheblichen Störung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens erzeugen, im Laufe dieses Jahrhunderts und im nächsten, in einem Ausmaß ähnlich dem der Weltkriege und der Wirtschaftskrise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
(Stern 2006, ; ). In einem Bereich von 2-3 °C Erwärmung entsprächen die Kosten des Klimawandels einem Verlust von 0-3 % des globalen . Arme Länder werden höhere Kosten erleiden. Für die Gesamtkosten des Klimawandels, der bei Business as usual eintritt (stärkere Erwärmung), könnte, ausgedrückt in einer Verringerung des gegenwärtigen Pro-Kopf-Verbrauchs …, die angemessene Schätzung der Schäden gut im oberen Bereich von 5-20 % liegen.
(Stern 2006, 143; eig. Üb.) Einer ähnlichen Schätzung zufolge werden die Kosten der Gesamtschäden 2050 und 2100 20 % 23 % des globalen entsprechen, sofern keine Klimapolitiken eingeführt werden (Kemfert/Schumacher [ ] 2005, 35; OECD 2008, 281).
Ein allmählicher Klimawandel stellt ein Risiko mit eher hohem Schadensausmaß und eher hoher Eintrittswahrscheinlichkeit dar; nichtlineare Entwicklungen (
Destabilisierung von Eisschilden) haben ein höheres Schadensausmaß und eine ungewisse Wahrscheinlichkeit ( 1998, 66).Todesfälle:
- 154 000 Todesfälle im Jahr 2000, mit steigender Tendenz, werden auf den Klimawandel zurückgeführt (WHO 2002, 72, und 2004a, 1544f.).
- Bis zum Ende dieses Jahrhunderts kann eine geschätzte Anzahl von 182 Mio. Menschen in Afrika südlich der Sahara durch Krankheiten getötet werden, die mit dem Klimawandel verknüpft sind, im Falle des schlimmsten IPCC-Szenarios eines globalen Temperaturanstiegs um 6 °C bis 2100 (Christian Aid 2006, 9).
Verlust an gesunden Lebensjahren: 5,5 Millionen gesunde Lebensjahre im Jahr 2000, mit steigender Tendenz (
, auf den Klimawandel zurückführbar; WHO 2002, 72, und 2004a, 1544f., 1607).Ziele:
- 192 Länder haben der Zielsetzung zugestimmt,
die Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre auf einem Niveau zu erreichen, auf dem eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems verhindert wird
(Klimarahmenkonvention: 1992, 2). - 40 Industrieländer und Länder im Übergang zur Marktwirtschaft haben
dem Ziel, einzeln oder gemeinsam die anthropogenen Emissionen von Kohlendioxid und anderen … Treibhausgasen auf das Niveau von 1990 zurückzuführen
, zugestimmt (Vertragsparteien des I, UNFCCC 1992, Art. 4.2b). - 38 Industrie- und Transformationsländer haben sich verpflichtet, ihren Ausstoß an Treibhausgasen von 1990 bis 2008-12 um 5 % zu vermindern (Kioto-Protokoll, UNFCCC.int).
- Die Europäische Union (27 Mitgliedstaaten) hat sich verpflichtet,
die Treibhausgasemissionen bis 2020 um mindestens 20 % gegenüber 1990 zu reduzieren
. Gebilligt wurde darüber hinausdas Ziel der EU, die Treibhausgasemissionen bis 2020 gegenüber 1990 um 30 % zu reduzieren und auf diese Weise zu einer globalen und umfassenden Vereinbarung für die Zeit nach 2012 beizutragen, sofern sich andere Industrieländer zu vergleichbaren Emissionsreduzierungen und die wirtschaftlich weiter fortgeschrittenen Entwicklungsländer zu einem ihren Verantwortlichkeiten und jeweiligen Fähigkeiten angemessenen Beitrag verpflichten.
( 2007, 12.) Die EUbetont, dass das strategische Ziel, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf höchstens 2° C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, unbedingt erreicht werden muss
(EU 2007, 10). - Viele Wisssenchaftler fordern, die globalen Emissionen bis 2050 zu halbieren. Hierzu hat die G8 (Gruppe der Acht Industrieländer) erklärt:
Wir streben an, mit allen Vertragsparteien der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) die Vision und das Ziel der Erreichung einer mind. 50%igen Verringerung der globalen Emissionen bis 2050 zu teilen, in den UNFCCC-Verhandlungen zu beraten und zu beschließen, wobei wir anerkennen, dass diese globale Herausforderung nur durch eine globale Antwort erreicht werden kann, insbesondere durch die Beiträge aller großen Volkswirtschaften, im Einklang mit dem Prinzip der gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten sowie den entsprechenden Fähigkeiten.
Umein wirksames und anspruchvolles globales Klimaregime für die Zeit nach 2012 sicherzustellen, werden sich alle großen Volkswirtschaften auf bedeutsame Maßnahmen des Klimaschutzes zu verpflichten haben, die in der internationalen Übereinkunft zu verankern sind, welche bis Ende 2009 auszuhandeln ist.
(G8 2008, 23 und 24).
Trend: −
- Weltweit: 24,4 % Anstieg der Treibhausgasemissionen, von 39,4 Mia. t CO2-Äq. 1990 auf 49,0 Mia. t CO2-Äq. 2004 (IPCC 2007, 4). Der Ausstoß von Kohlendioxid aus fossilen Brennstoffen ist um 30 % angestiegen, von 21,3 Mia. t 1990 auf 27,7 Mia. t 2005 (UN 2008, 37, und 2008a, Indikator 7.2a; 2005 vorläufige Daten). Dieser Anstieg stammt größtenteils aus Schwellenländern und Industrieländern.
- Annex-I-Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention (40 Länder): 4,7 % Verringerung der Treibhausgasemissionen von 1990 bis 2006, mit leichtem Anstieg seit 2000
- Transformationsländer: 37,0 % Verringerung
- Industrieländer: 9,9 % Anstieg
- Vertragsstaaten des Kioto-Protokolls (38 Länder): 17,2 % Verringerung der Treibhausgasemissionen 2006 gegenüber 1990
- Transformationsländer: 37,1 % Verringerung
- Industrieländer: 0,9 % Anstieg
Maßnahmen: Es besteht hohes Vertrauen darin, dass weder Anpassung noch Emissionsminderung allein alle Auswirkungen des Klimawandels verhindern können; sie können sich aber gegenseitig ergänzen und gemeinsam die Risiken des Klimawandels signifikant verringern. … Emissionsminderungsbemühungen und -investitionen über die nächsten zwei bis drei Jahrzehnte werden eine große Wirkung auf die Möglichkeiten zur Erreichung niedrigerer Stabilisierungsniveaus haben. Verzögerte Emissionsminderungen schränken die Möglichkeiten zur Erreichung niedrigerer Stabilisierungsniveaus signifikant ein und erhöhen das Risiko schwerwiegenderer Klimawirkungen.
(IPCC 2007, 27f.)
Das wirtschaftliche Potential für eine Verminderung der globalen Treibhausgasemissionen über die nächsten Jahrzehnte reicht aus, um den projizierten Zuwachs globaler Emissionen wettzumachen oder die Emissionen unter die aktuellen Werte zu senken (IPCC 2007, 14). Die zusätzlich benötigten Nettoinvestitionen reichen von vernachlässigbar bis zu 5-10 % (IPCC 2007, 24). Ein wirksames Preissignal für Kohlendioxid könnte in allen Sektoren deutliche Minderungspotentiale realisieren. Ein globaler Kohlendioxidpreis, der bis 2030 auf 20-80 US$ pro Tonne CO2 ansteigt, steht mit einer Stabilisierung bei etwa 550 ppm CO2-Äq. bis 2100 im Einklang (entsprechend Szenario B1 in Tabelle 1). Ein induzierter Technologiewandel kann diese Preisspanne auf 5-65 US$/t CO2-Äq. im Jahr 2030 senken. (IPCC 2007, 24f.)
Im Jahr 2050 liegen die globalen gesamtwirtschaftlichen Durchschnittskosten für eine Emissionsminderung in Richtung einer Stabilisierung zwischen 710 und 445 ppm CO2-Äq. zwischen einem Zuwachs des weltweiten BIP um 1 % und einem Rückgang um 5,5 %. Dies entspricht einer Verlangsamung des jährlichen BIP-Wachstums um weniger als 0,12 %. (IPCC 2007, 31f.) Eine Schätzung der OECD zeigt, dass eine Stabilisierung bei 450 ppm CO2-Äq 2050 handhabbare Kosten von 2,5 % des globalen BIP im Vergleich zur Basisschätzung verursachen würde, was einer Verringerung des jährlichen BSP-Wachstums um 0,1 % entspräche (OECD 2008, 25, 140 und 166). Erste Ergebnisse der integrierten Analyse der Kosten und des Nutzens von Emissionsminderungen weisen darauf hin, dass deren Größenordnungen weitgehend ähnlich sind (IPCC 2007, 31f.). Dem Stern-Bericht zufolge überwiegt der Nutzen kraftvollen, frühzeitigen Handelns die Kosten beträchtlich
(Stern 2006, ; eig. Üb.). Etwa die Hälfte der Kosten der Reduktion von Treibhausgasen, die das Kioto-Protokoll verlangt, könnte man durch die Einsparung von Kosten für die Verringerung der Luftverschmutzung ausgleichen (Ko-Benefits; OECD 2008, 163).
Geeignete Maßnahmen sollten verstärkt werden, einschließlich von Anstrengungen zum Klimaschutz und zur Anpassung wie: Energieeffizienz stärken, Energiesparen und erneuerbare Energien, Emissionshandel oder Kohlenstoff-/Energiesteuer, Flugticketabgaben, Waldschutz und Aufforstung, klimaverträgliche Landwirtschaft, Technologietransfer, Küstenschutz, Gesundheitsversorgung etc. Die Asia-Pacific Partnership on Clean Development and Climate (7 entwickelte und weniger entwickelte Länder) befördern die Entwicklung und Verbreitung von sauberen Energietechnologien durch Aktionspläne und über 100 damit zusammenhängende Projekte (asiapacificpartnership.org). Im Hinblick auf Forschung und Entwicklung (F&E) zu umweltfreundlicher und sauberer Energietechnologie ... haben die Mitglieder der G8 für die nächsten Jahre bereits mehr als US$ 10 Mia. jährlich an direkten öffentlichen F&E-Mitteln zugesagt.
Die G8 hat ebenso annäherungsweise US$ 6 Mia. für klimabezogene Fonds versprochen, die weniger entwickelte Länder unterstützen. (G8 2008, Abs. 31 und 32). Ein internationales Übereinkommen über Emissionsreduktionen für die Phase nach dem Auslaufen des Kioto-Zieles (2012) sollte rechtzeitig ausgehandelt und ratifiziert werden.
Anmerkungen
Zahlenangaben in eckigen Klammern geben ein 90%-Unsicherheitsintervall um einen besten Schätzwert an (IPCC 2007, 2).
Zahlennamen folgen der sog. langen Leiter:
1 Milliarde = 1 000 000 000 = eintausend Millionen = 109 ( : Mia.)
DALYs: Disability-adjusted life years (um Arbeitsunfähigkeit/Behinderung/Beeinträchtigung bereinigte Lebensjahre).
Ein DALY entspricht dem Verlust eines Lebensjahres mit voller Gesundheit. DALYs sind die Summe der durch vorzeitige Sterblichkeit verlorenen Lebensjahre (YLL) und der durch Arbeitsunfähigkeit/Behinderung/Beeinträchtigung (engl. disability) nach Störungen der gesundheitlichen Verfassung verlorenen Lebensjahre (YLD) in der Bevölkerung. (WHO 2004, 95f.)
Quellen
- Christian Aid 2006: The climate of poverty: facts, fears and hope; A Christian Aid report.
- EU 2007 – Rat der Europäischen Union: Schlussfolgerungen des Vorsitzes. Europäischer Rat (Brüssel) 8./9. März 2007. (7224/1/07 REV 1, CONCL 1, DE.)
- G8 2008 – Group of Eight: G8 Hokkaido Toyako Summit Leaders Declaration.
- IPCC 2007 – Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change): Vierter Sachstandsbericht; Klimawandel 2007: Synthesebericht; Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger. (Unredigierte Fassung für COP-13. Der gesamte Bericht unterliegt vor seiner endgültigen Veröffentlichung noch abschließendem Lektorieren.)
- IPCC 2007a – Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change): Vierter Sachstandsbericht des IPCC (AR4); Klimaänderung 2007: Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger. Dt. Übers. sc|nat, Umweltbundesamt und Deutsche IPCC-Koordinierungsstelle.
- Kemfert/Schumacher [DIW] 2005 – Claudia Kemfert und Katja Schumacher: Costs of Inaction and Costs of Action in Climate Protection; Assessment of Costs of Inaction or Delayed Action of Climate Protection and Climate Change; Final Report; Project FKZ 904 41 362 for the Federal Ministry for the Environment. (DIW Berlin: Politikberatung kompakt 13) Berlin, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, 30. November 2005.
- Munich Re Group 2006: Hurricanes – More intense, more frequent, more expensive; Insurance in a time of changing risks.
- OECD 2008 – Organisation for Economic Co-operation and Development: OECD Environmental Outlook to 2030. Paris, 2008. ISBN 978-92-64-04048-9.
- Red Cross 2008 – International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies: World Disasters Report 2008; Focus on HIV and AIDS.
- Stern 2006 – Nicholas Stern: The Economics of Climate Change. (Report to the Prime Minister and the Chancellor of the Exchequer of the United Kindom of Great Britain and Northern Ireland.) - : Executive Summary ; S. 143-167: Part II: Impacts of climate change on growth and development (Chapters 3-6). Buchveröffentlichung: Cambridge University Press 2007.
- UN 2000 – Vereinte Nationen, Generalversammlung: Millenniums-Erklärung der Vereinten Nationen. (Dt. Üb.)
- UN 2008 – United Nations: The Millennium Development Goals Report 2008. [Published by the United Nations Department of Economic and Social Affairs DESA – August 2008.]
- UN 2008a – United Nations: The Millennium Development Goals Report 2008; [Statistical Annex].
- UNFCCC 1992 – United Nations Framework Convention on Climate Change: Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen.
- UNFCCC 2008 – United Nations Framework Convention on Climate Change: UNFCCC fact sheet on 1990-2006 emission trends.
- WBGU 1998 – Wissenschaftlicher Beirat Globale Umweltveränderungen der Bundesregierung: Welt im Wandel – Strategien zur Bewältigung globaler Umweltrisiken.
- WHO 2002 – World Health Organization: The World Health Report 2002 – Reducing Risks, Promoting Healthy Life.
- WHO 2004a – World Health Organization: Comparative Quantification of Health Risks.
- WHO 2008 – World Health Organization: World Health Statistics 2008.
Entwurf (2008)
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