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Welternährung und Armutsbekämpfung
Welternährung
Nahrungsmittel in ausreichender Menge und Güte sind nötig für das Wachstum in der Kindheit, die Fähigkeit zu lernen, für körperliche Arbeit, Schwangerschaft und Säugen sowie dafür, Krankheiten zu widerstehen oder sich von ihnen zu erholen. Chronischer Hunger führt zu Unterernährung, die mit einem deutlich höheren Risiko möglicherweise tödlicher Krankheiten einhergeht (wie Malaria, Diarrhö oder Lungenentzündung).
Betroffene Menschen und Lebensgrundlagen: Obwohl es genug Nahrungsmittel für alle auf der Erde gibt, haben 963 Millionen Menschen im Jahr 2008 unter chronischem Hunger gelitten. Die meisten von ihnen leben in weniger entwickelten Ländern, insbesondere in Asien und in Afrika südlich der Sahara. (
2008a.)Todesfälle:
- Annäherungsweise knapp fünf Millionen pro Jahr, darunter 3,5
Unterernährung von Müttern und Kindern war die Ursache von etwa 3,5 Mio. Todesfällen von Kindern unter 5 im Jahr 2004 (Black 2008, 243, 254; 2008). Diese 3,5 Mio. Fälle von Kindersterblichkeit stellen 70-75 % aller mit Unterernährung verbundenen Todesfälle dar, welche sich auf annäherungsweise 4,7-5,0 Mio. Kinder und Erwachsene pro Jahr belaufen ( 2004, 4; The Hunger Project; ).
Diese Zahlen spiegeln noch nicht den Anstieg der Preise für Grundnahrungsmittel seit 2006 wieder, der bereits zu einem Anstieg der Unterernährung geführt hat (FAO 2008, 1, und 2008a).
Kinder unter 5 Jahren:
- Die höchste Zahl der Todesopfer der schwersten Hungersnöte in der menschlichen Geschichte lag bei 20-40 Mio. Menschen ( 2008).
Verlust an gesunden Lebensjahren: 141 Mio. gesunde Lebensjahre 2004 (Black et al. 2008, 254); keine Daten zu Verlusten aufgrund der Unterernährung bei Erwachsenen.
), zurückführbar auf Untergewicht bei Kindern als Risikofaktor für Krankheiten (Ziele: Der
-Welternährungsgipfel und der UN-Millenniumsgipfel haben die Verpflichtung festgelegt, die Zahl den Anteil der unterernährten Menschen von 1990 bis 2015 zu halbieren:die Anzahl der unterernährten Menschen bis spätestens 2015 auf die Hälfte ihrer gegenwärtigen Höhe verringern
(beschlossen vom Welternährungsgipfel: FAO 1996; , )bis zum Jahr 2015 ... den Anteil der Menschen, die Hunger leiden, zu halbieren
(Millenniumziel: UN 2000, 19.1; Hv. n. i. Orig.).
Da das Bevölkerungswachstum den Anteil der Armen, nicht aber ihre Zahl beeinflusst, ist das erste Ziel anspruchsvoller (FAO 2006, 4).
Trend: − In den letzten drei Jahrzehnten wurden die auf Hunger zurückführbaren Todesfälle erfolgreich von etwa 41 000 auf etwa 13 000 pro Tag verringert (The Hunger Project; obige Quellen). Aber seit 2005 sind die Zahl und sogar der Anteil der Hungernden angestiegen, hauptsächlich wegen höherer Nahrungsmittelpreise (FAO 2008, 1). Vorangetrieben wurde die Steigerung der Preise von einer Kombination hauptsächlich aus dem scharfen Anstieg der Produktion von Biotreibstoffen, zunehmenden Kosten für Treibstoff und Dünger sowie global abnehmenden Vorräten; des weiteren durch Preisspekulation, ungünstige Wetterbedingungen, höheren Fleischkonsum und Exportbeschränkungen ( 2008d, 2). In der Folge hat die Unterernährung 2007 um 75 Mio. Menschen zugenommen, und 2008 um 40 Mio. Deshalb ist die Welt nicht mehr auf dem Weg, das Millenniumziel 2015 und das Ziel des Welternährungsgipfels zu erreichen. (FAO 2008, 1, und 2008a.)
Maßnahmen: Maßnahmen sind fortzusetzen und zu verstärken, -Projekte; Zugang zu produktiven Ressourcen wie Land, Wasser, Saatgut, Wissen sowie Krediten bereitstellen; außerdem ökologische Bedrohungen der Ernährungssicherung bekämpfen. Im Hinblick auf die Nahrungsmittelpreise wird empfohlen, Saatgut und Dünger für die am stärksten betroffenen Länder bereitzustellen; in die bäuerliche Landwirtschaft zu investieren, die Subventionen für Biotreibstoffe aus Feldfrüchten zu mindern und die Entwicklung von Biotreibstoffen der zweiten Generation zu beschleunigen, die auf Zellulose beruhen; Exportbeschränkungen zu beenden; und Subventionen für Erzeuger sowie Einfuhrzölle scharf zu reduzieren (WB 2008d, ). Um 93,3 Mio. Hilfsbedürftige im Jahr 2009 zu unterstützen, hat das UN-Welternährungsprogramm 6,23 reklamiert (WFP 2008, i). Die Anzahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren verlangt Investitionen in arme Länder von mind. US$ 30 Mia. pro Jahr zur Wiederbelebung lange vernachlässigter Agrarsysteme und zur sozialen Sicherung der Armen (FAO 2008, 6).
Programme für Schulmahlzeiten;Armutsbekämpfung
Armut bedeutet unzureichende Bedingungen für Überleben, Gesundheit und soziale Teilhabe. Sie ist eine Hauptursache für andere globale Herausforderungen.
Betroffene Menschen und Lebensgrundlagen: Etwa 2,60 Milliarden Menschen im globalen Süden haben 2005 unter der UN-Armutsgrenze eines Verbrauchsniveaus oder Einkommens von US$ 2 pro Tag gelebt. 1,40 Mia. von ihnen haben unterhalb von US$ 1,25 pro Tag gelebt, der Grenze für extreme oder absolute Armut. (WB 2008, 30, und 2008c; revidierte Daten in Form von Kaufkraftparitäten des Jahres 2005.) Die meisten der Armen sind Frauen.
Der Anstieg der Preise für Grundnahrungsmittel hat zwischen 2005 und 2007 zu einer Zunahme der extremen Armut um geschätzt 130-155 Mio. Menschen geführt (WB 2008e, 12). Diese Zahlen berücksichtigen noch nicht die Folgen der Steigerung der Treibstoffpreise. Es wird erwartet, dass die Nahrungsmittelpreise für ein Jahrzehnt hoch bleiben. ( /FAO 2008, 32).
Als Risikofaktor hängt Einkommensarmut (unterhalb von US$ 2 pro Tag) stark zusammen mit unzureichender Wasserver- und/oder -entsorgung (36-51 %), Untergewicht von Kindern (23-37 %) und Luftverschmutzung in Innenräumen ( 2004a, 2068 ).
Breiter gefasste Armutsbegriffe berücksichtigen neben dem Einkommen auch Ernährungsunsicherheit, mangelnden Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung, Arbeitslosigkeit Unter diesem Blickwinkel wird die Zahl von jährlich 9,2 Mio. Todesfällen bei Kindern unter 5 (UNICEF 2008) oft der Armut zugeschrieben; ebenso krankheitsbezogene Todesfälle bei Erwachsenen in der weniger entwickelten Welt, die durch Maßnahmen grundlegender Gesundheitsversorgung vermeidbar wären. Für viele der in dieser Zusammenstellung beschriebenen globalen Herausforderungen kann Armut als zugrundeliegende, aber nicht sehr spezifische Frage angesehen werden (die sich mit anderen Themen stark überlappt).
Ziele: den Anteil der Menschen, die in extremer Armut leben, von 1990 bis 2015 zu halbieren (Millenniumziel: UN 2000, Abs. 19.1).
Trend: − Nachdem die Zahl der extrem Armen über Jahrzehnte gesunken ist, steigt sie seit 2005 (WB 2008a, 20, und 2008b). Es besteht eine offenkundige Gefahr, das Millenniumziel nicht zu erreichen (WB 2008d, 5, 9). Die Kindersterblichkeit unter 5 Jahren ist 2007 gesunken (UNICEF 2008).
Maßnahmen: Strategien zur Armutsbekämpfung sollten fortgesetzt bzw. intensiviert werden, z. B. Mikrokredite
für Frauen, fairer Handel, Beschäftigungsinitiativen insbes. für Jugendliche.Anmerkungen
Zahlennamen folgen der sog. langen Leiter:
1 Milliarde = 1 000 000 000 = eintausend Millionen = 109 ( : Mia.)
DALYs: Disability-adjusted life years (um Arbeitsunfähigkeit/Behinderung/Beeinträchtigung bereinigte Lebensjahre).
Ein DALY entspricht dem Verlust eines Lebensjahres mit voller Gesundheit. DALYs sind die Summe der durch vorzeitige Sterblichkeit verlorenen Lebensjahre (YLL) und der durch Arbeitsunfähigkeit/Behinderung/Beeinträchtigung (engl. disability) nach Störungen der gesundheitlichen Verfassung verlorenen Lebensjahre (YLD) in der Bevölkerung. (WHO 2004, 95f.)
Quellen
- Black et al. 2008 – Robert E. Black, Lindsay H. Allen, Zulfiqar A. Bhutta, Laura E. Caulfield, Mercedes de Onis, Majid Ezzati, Colin Mathers und Juan Rivera: Maternal and child undernutrition: global and regional exposures and health consequences. In: The Lancet 2008, 371, 243-60.
- CBC 2008 – Canadian Broadcasting Corporation: The world's worst natural disasters; Calamities of the 20th and 21st centuries. 13. Mai 2008.
- FAO 1996 – Food and Agriculture Organization of the United Nations, World Food Summit: Rome Declaration and Plan of Action.
- FAO 2006 – Food and Agriculture Organization of the United Nations: The State of Food Insecurity in the World 2006.
- FAO 2007 – Food and Agriculture Organization of the United Nations: State of Food and Agriculture 2007.
- FAO 2008 – Food and Agriculture Organization of the United Nations: Briefing paper: Hunger on the rise; Soaring prices add 75 million people to global hunger rolls. Rom, 17. September 2008.
- FAO 2008a – Food and Agriculture Organization of the United Nations: Number of hungry people rises to 963 million; High food prices to blame – economic crisis could compound woes. Rom, 9. Dezember 2008.
- OECD/FAO 2008 – Organisation for Economic Cooperation and Development und Food and Agriculture Organization of the United Nations: OECD-FAO Agricultural Outlook 2008-2017; Highlights.
- The Hunger Project: Decline in the number of hunger related deaths. (Kein Veröffentlichungsdatum angegeben [wahrscheinlich 2. Dezember 1997], http://www.thp.org/reports/decline.htm, abgerufen 2006 – nicht mehr online, aber verfügbar im Internet Archive. )
- UN 2000 – Vereinte Nationen, Generalversammlung: Millenniums-Erklärung der Vereinten Nationen. ( )
- UNICEF 2008 – United Nations Children's Fund: Releasing Declining Numbers for Child Mortality; UNICEF Calls for Increased Efforts to Save Children's Lives. Press release, 12. September 2008.
- WB 2008 – World Bank: The Developing World Is Poorer Than We Thought, But No Less Successful in the Fight against Poverty. Von Shaohua Chen und Martin Ravallion (World Bank Policy Research Working Paper 4703, August 2008).
- WB 2008a – World Bank: Implications of Higher Global Food Prices for Poverty in Low-Income Countries. Von Maros Ivanic und Will Martin (World Bank Policy Research Working Paper 4594, April 2008).
- WB 2008b – World Bank: Food Price Crisis Imperils 100 Million in Poor Countries, Zoellick Says. (14. April, 2008.)
- WB 2008c – World Bank: Poverty – Overview: Understanding Poverty. (Kein Veröffentlichungsdatum angegeben [wahrscheinlich 16. September 2008].)
- WB 2008d – World Bank: Double Jeopardy: Responding to High Food and Fuel Prices. 2. Juli 2008 (G8-Gipfel in Hokkaido/Toyako).
- WB 2008e – World Bank: Global Economic Prospects 2009; Commodities at the Crossroads. (9. Dezember 2008.)
- WFP 2004 – World Food Programme: Jahresbericht 2004.
- WFP 2008 – World Food Programme: Projected 2009 Needs for WFP Projects and Operations; Overview of Operations 2009.
- WHO 2004 – World Health Organization: WHO Report 2004.
- WHO 2004a – World Health Organization: Comparative Quantification of Health Risks.
Entwurf (2008)
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Bildnachweis: © FAO/F. Mattioli