Hauptinhalt:
Sichere Injektionen
Ungeachtet ihrer beträchtlichen Vorteile besonders in der Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten können Injektionsgepflogenheiten in medizinischen Umfeldern den Patienten Schaden zufügen, aufgrund von übermäßigem Gebrauch oder der Wiederverwendung von Spritzen (
dem Mangel an neuen Spritzen).Betroffene Menschen und Lebensgrundlagen: Fast 40 % der weltweit 16 Milliarden Injektionen pro Jahr werden mit Spritzen und Nadeln verabreicht, die ohne Sterilisation wiederverwendet werden (Kane 1999, 803). Südostasien ist am stärksten betroffen (WHO 2002, 78). Nur 5 % der Injektionen dienen der Impfung, 95 % aller Injektionen sind therapeutisch, wovon die Mehrheit als unnötig eingeschätzt wird (aufgrund oraler Alternativen, ; Simonsen et al. 1999, 790 ). Die von unsicheren Injektionen verursachten Infektionen können Projektionen zufolge die Welt mehr als 535 Mio. pro Jahr an unmittelbaren Ausgaben für die medizinische Behandlung kosten (WHO 2008, 44; Miller/Pisani 1999, 808f.). Darüber hinaus bestehen Risiken für das Gesundheitspersonal aufgrund von Verletzungen mit den Nadeln sowie Risiken für die Anwohner aufgrund von unsicherer Entsorgung der Spritzen (WHO 2002, 78).
2008, 44). Verunreinigte Injektionen verursachen jährlich etwa 8-20,6 Millionen Fälle neuer Infektionen mit Hepatitis B, 2,0-4,7 Fälle von Hepatitis-C-Infektionen und 80 000 bis 260 000 Fälle von -Infektionen (Hepatitis ist eine langfristige Ursache von Leberzirrhose und Leberkrebs; WHO 2004a, 1831;Todesfälle: Schätzungen reichen von 501 000 bis 1,3 Mio. Todesfällen, die pro Jahr von unsicheren Injektionsgepflogenheiten in medizinischen Umfeldern verursacht werden; wobei die meisten Todesfälle erst viele Jahre oder sogar Jahrzehnte nach der Infektion auftreten (WHO 2008, 44, 2004a, 1831, und 2002, 78; Miller/Pisani 1999, 808f.).
Verlust an gesunden Lebensjahren: Schätzungen reichen von 10,5 Mio. gesunden Lebensjahren (
) bis zu 26 Mio. Lebensjahren (YLL, ohne Berücksichtigung von Jahren mit Arbeitsunfähigkeit) pro Jahr (aufgrund von unsicheren Injektionsgepflogenheiten in medizinischen Umfeldern; WHO 2008, 44, 2004a, 1831, und 2002, 78; Miller/Pisani 1999, 808f.).Ziele: kein internationales Ziel.
Trend: ? keine Trenddaten erhältlich. Die niedrigere Projektion von Verlusten an Gesundheit und Leben beruht auf dem stetigen Anstieg an Impfungen von Kindern gegen Hepatitis B.
Maßnahmen:
- Information über die Risiken unsicherer Injektionsgepflogenheiten für Patienten und für Beschäftigte im Gesundheitswesen innerhalb von Programmen zur Krankheitsvorbeugung (etwa HIV-Prävention)
- Sicherstellen eines Zugangs zu ausreichenden Mengen an Injektionsmaterial in Einrichtungen der Gesundheitsversorgung, entweder Einmalspritzen (auto-disable, AD), sicher beseitigbares Injektionsmaterial oder sterilisierbare Spritzen im Falle ausreichend geschulten Personals.
- Management des Injektionsabfalls zur Vorbeugung gegen die Wiederverwendung verunreinigten Materials und gegen Verletzungen mit den Nadeln (Sicherheitsbehälter, Spritzen mit einer Einrichtung gegen Verletzungen an der Nadel; WHO 2004a, 1840, und 2002, 130f.; Battersby et al. 1999).
Anmerkungen
DALYs: Disability-adjusted life years (um Arbeitsunfähigkeit/Behinderung/Beeinträchtigung bereinigte Lebensjahre).
Ein DALY entspricht dem Verlust eines Lebensjahres mit voller Gesundheit. DALYs sind die Summe der durch vorzeitige Sterblichkeit verlorenen Lebensjahre (YLL) und der durch Arbeitsunfähigkeit/Behinderung/Beeinträchtigung (engl. disability) nach Störungen der gesundheitlichen Verfassung verlorenen Lebensjahre (YLD) in der Bevölkerung. (WHO 2004, 95f.)
Quellen
- Battersby et al. 1999 – A. Battersby, R. Feilden und C. Nelson: Sterilizable syringes: excessive risk or cost-effective option? In: Bulletin of the World Health Organization, 1999, 77 (10), 812-819.
- Kane et al. 1999 – A. Kane, J. Lloyd, M. Zaffran, L. Simonsen und M. Kane: Transmission of hepatitis B, hepatitis C and human immunodeficiency viruses through unsafe injections in the developing world: model-based regional estimates. In: Bulletin of the World Health Organization, 1999, 77 (10), 801-807.
- Miller/Pisani 1999 – M. A. Miller und E. Pisani: The cost of unsafe injections. In: Bulletin of the World Health Organization, 1999, 77 (10), 808-811.
- Simonsen et al. 1999 – L. Simonsen, A. Kane, J. Lloyd, M. Zaffran und M. Kane: Unsafe injections in the developing world and transmission of bloodborne pathogens: a review. In: Bulletin of the World Health Organization, 1999, 77 (10), 789-800.
- WHO 2002 – World Health Organization: The World Health Report 2002 – Reducing Risks, Promoting Healthy Life.
- WHO 2004 – World Health Organization: WHO Report 2004.
- WHO 2004a – World Health Organization: Comparative Quantification of Health Risks.
- WHO 2008 – World Health Organization: The World Health Report 2008; Primary Health Care; Now More Than Ever.
Entwurf (2008)
Dieser Entwurf wird von Experten überprüft. Ihre Vorschläge sind willkommen, bitte nutzen Sie das Kontaktformular.
Bildnachweis: © WHO/P. Virot